Der Sportschützenverein Güssen Leipheim e.V. wurde im
November 1950 gegründet. Die Geschichte des Schießens in Leipheim
geht freilich viel weiter zurück. Gleich anderen Städten wird
auch die Stadt Leipheim schon frühzeitig eine Schützenbruderschaft
gehabt haben. Eine "Zielstatt" wird allerdings erstmals 1453 erwähnt.
Zu dieser Zeit wurde Leipheim ulmisch. Ulm verwahrt den ältesten Schützenbrief
aus der Blütezeit der Schützengesellschaften in deutschen Landen.
Mit diesem Ladebrief wurden die Schießgesellen mit der Armbrust und
die Büchsenschützen mit der Handbüchse zum "Waffendienst
der Bürger" geladen. In einem alten Gedicht über Leipheim heißt
es:
In den Hopfengärten am Oberen Tor liegt auch der Schießgraben
nebst einem Schützenhaus, von Wind und Kugel frei
Wo die Erfahrenen die beste Übung haben
Wo man zuschauen kann, ohn alle Furcht und Scheu
In diesem Schießhaus waren Tische und Bänke, daneben eine
Schreibhütte, wo der geschworene Schreiber die Schützen einschrieb.
Der Schießstand selbst war mit Brettern gedeckt "daß das Wetter
keinen Schützen erschreckt". Im weiten Feld standen die Hütten
mit den "Zielern". "Wenn sie die Scheiben hören klingen, so tätens
tapfer fürher springen und zeigen dem Schützen seinen Schuß".
Das Schießen begann nach einem festlichen Umzug morgens um 8
Uhr und dauerte bis nachmittags 16 Uhr. Die Armbrust galt noch lange nach
dem dreißigjährigen Krieg als die vornehmere Waffe. Die Armbrustschützen
eröffneten denn auch den Reigen. Die Bolzen wurden genau geprüft
und darauf der Name des Schützen geschrieben. Die Scheibe hatte einen
Durchmesser von 12 bis 15 cm. Wer mit seinem Bolzen den Kreis traf "behob
einen nahen" d.h. er hatte einen Gewinn. Der Schütze saß 300
bis 340 Schuh von der Zielstatt entfernt auf einem Stuhl ohne Lehne, mit
freischwebendem Arm und abgetrennten Wamsärmeln. Die Armbrust durfte
die Achsel nicht berühren. Nach dem Armbrustschießen folgte
ein Wettrennen, bei dem Mann und Frau um Barchenttuch rannten.
Dann folgte das Büchsenschießen. Noch um das Jahr 1600 war
das glatte Handrohr für zweilötige Kugeln in Gebrauch (Züge
waren verboten). Der Büchsenschütze schoß auf zwei unversehrte,
schwebende Scheiben mit eienm Durchmesser von 1,42 bis 1,67 Meter, auf
eine Entfernung con ca. 187 Meter. Wessen Schuß die Scheibe berührte,
"behob einen nahen". Gezielt wurde mit frei schwebendem Arm, abgetrennten
Wamsärmeln, ohne Schürze und ohne Riemen, ohne Rauchpfanne und
ohne, dass der die Büchse die Achsel berührte. Auf der Büchse
war ein einfaches Absehen zugelassen; also Kimme und Korn. Versagte die
Büchse, musste sie im Freien abgeschossen werden. Versagte sie drei
Mal, hatte der Schütze verloren.
Wer die meisten Schüsse gewann, erhielt den ersten Preis. 1528
war dieser erste Preis ein Paar Hosen, 1561 ein Barchenttuch, 1666 und
1683 ein nicht näher genannter Geldbetrag. Über die Preise entschied
das Preisgericht. Über Rechtmäßigkeit der Gewinne und Schüsse
entschieden zwei, von der Obrigkeit ernannte Männer. Diese waren auch
zum Schlichten von Meinungsverschiedenheiten zuständig und legten
Anfang und Ende des Schießens fest. Für Kurzweil war während
des Schießens ebenfalls gesorgt. So gab es eine Losbude und den Pritschmeister.
Dieser war Polizist, Possenreißer und Stehgreifdichter in einer Person.
Wehe dem Bäuerlein, das versehentlich in die Schusslineie geraten
war; wehe dem Schützen, der versehentlich zwei Kugeln im Lauf hatte
(er kam um Schüsse und Schießzeug); wehe dem Burschen, der das
Fest störte, oder dem Schießgesellen, der einen schwarzen Tag
hatte. Man bedachte ihn mit Spottversen und machte ihn lächerlich,
manche Übeltäter wurden auch über die Bank gelegt und bekamen
"eine vor die Kerbe". Für Nichtbetroffene war das natürlich ein
Heidenspaß und so mancher Betroffener suchte sich vom Fest vorzeitig
zu drücken. Die leipheimer Schützen waren 1666 mit vollem Eifer
bei ihrem Sport. In einem ulmer Ratsprotokoll heißt es: "den 14 alten
Schützen sollen 12 Gulden, den ca. 30 jungen und noch unerfahrenen
Schützen 20 Gulden verabreicht werden. Für dies Jahr soll der
Stand auf 150 Schritte, folgendes (Jahr) aber wieder auf dem alten mit
300 Schritten gerichtet werden und den Jungen soll nicht verwehrt werden,
mit den Alten auf dem ganzen Stand zu schießen.".
1627 musste das Schützenhaus repariert werden, ein paar Jahre
nach dem dreißigjährigen Krieg wurden die Schützen dann
angehalten, "an Sonn- und Feiertagen ihre Seitengewehre zu tragen und sich
mit Musqueten zu versehen".
1658 wird das abgebrannte Schützenhaus wieder aufgebaut. Heute
weiß man kaum genau, wo es gestanden hat.
Am 3. November 1950 wurde im "Hirschbräu" der Sportschützenverein mit 22 Mitgliedern gegründet. Er hat sich zur Aufgabe gemacht, Schießen als Volkssport auf breiter Grundlage zu pflegen. Vom Hirschwirt gestiftete Luftgewehre waren damals die einzig zulässige Waffe. 1951 stifteten die Schützen verschiedene Taler (darunter ein Maria-Theresia-Taler) zur Schützenkette. 1952 nahm der Verein an der 500-Jahr-Feier der Privilegierten Schützengesellschaft Günzburg, dem Patenverein von 1955 teil. 1955 fand die Fahnenweihe statt. Zu dieser Zeit bestand der Verein aus knapp hundert aktiven und passiven Mitgliedern.